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Toxisches Schocksyndrom – selten, aber lebensbedrohlich

Das Toxische Schocksyndrom TSS ist auch als Tamponkrankheit bekannt, da diese durch Bakterien hervorgerufene Krankheit bei Frauen immer wieder im Zusammenhang mit der Nutzung von Tampons auftritt. Wenngleich das TSS nur selten auftritt, führt es bei ausbleibender Behandlung nicht selten zum Tod. Bei einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung sind die Heilungschancen jedoch gut.
Besonderheiten
  • Tampons oft wechseln
  • Binden sind optimal
  • zwei unterschiedliche Erreger
  • Behandlung dringend notwendig
  • unbehandelt lebensbedrohlich
Das Wichtigste zusammengefasst
  • Rund die Hälfte aller Fälle des TSS wird durch Tampons ausgelöst. Um das Risiko zu reduzieren, ist die Benutzung von Binden bei der monatlichen Blutung ideal. Tampons oder Menstruationstassen sollten häufig gewechselt bzw. entleert werden.
  • Für das TSS sind zwei unterschiedliche Erreger verantwortlich, mit denen verschiedene Symptome und Krankheitsverläufe einhergehen.
  • Unbehandelt ist das TSS lebensbedrohlich. Eine Behandlung durch einen Arzt ist damit zwingend erforderlich.

Was ist das Toxische Schocksyndrom?

Das TSS wird vor allem durch zwei unterschiedliche Bakterienarten (Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes) hervorgerufen.

Staphylokokken kommen in geringen Mengen in der Schleimhaut vor, ohne Krankheitssymptome auszulösen. Träger*innen haben jedoch ein erhöhtes Risiko, an einer Staphylokokken-Infektion zu erkranken, denn die Stämme sind fähig, Toxine zu produzieren, die dem Körper schaden.

In der Vergangenheit trat das Syndrom oft im Zusammenhang mit der Verwendung von Tampons auf. Doch haben Hersteller die Produktionsprozesse inzwischen verändert, sodass die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung aktuell bei etwa 1:200.000 liegt. Neben dem menstruationsabhängigen TSS, das durch besonders saugfähige Tampons begünstigt wird, die das Scheidenmilieu verändern und Staphylokokken einen guten Nährboden bieten, gibt es das menstruationsunabhängige TSS, das auch Männer und Kinder betreffen kann. Hier gelten Wunden vaginale Infektionen oder auch Hautinfektionen durch Verbrennungen als Ursache.

Auch Streptokokken kommen an Haut und Schleimhäuten vor und sind als Erreger bei eitrigen Infektionen und verschiedener Haut- und Wundinfektionen bekannt. Begünstigt wird eine Erkrankung am TSS hier durch mehrere Risikofaktoren:

  • Alter (betroffen sind vor allem jüngere Frauen)
  • Verwendung stark saugfähiger Tampons
  • zu langes Belassen des Tampons in der Scheide
  • Verwendung empfängnisverhütender Schwämme, Membranen oder Diaphragmen
  • bestehende Staphylokokken-Besiedelung der Scheide

Diagnose des TSS

Die Diagnose des Toxischen Schocksyndroms erfolgt sowohl anhand der Symptome als auch durch den Erregernachweis. Dafür wird eine Probe des verdächtigen Infektionsherdes entnommen und im Labor untersucht. Bei einem Befall mit Streptokokken sind diese auch im Blut nachweisbar.

Liegt der Infektionsherd im Körperinneren, kann er durch eine MRT- oder CT-Untersuchung lokalisiert werden.

Die Centers for Disease Control in den USA haben als Kriterien zur Definition des TSS folgende Punkte festgelegt:

  • Körpertemperatur ≥ 38,9 °C
  • niedriger Blutdruck (begleitet von Ohnmacht oder Schwindelanfällen)
  • großflächiger Hautausschlag
  • Hautabschälungen (insbesondere an den Handflächen und den Fußsohlen, 1–2 Wochen nach Ausbruch der Krankheit)
  • Schädigung von mindestens drei der folgenden Organsysteme: Magen-Darm-Trakt (Erbrechen oder Durchfall), Muskulatur (starke Muskelschmerzen), Leber (verminderte Leberfunktion), Nieren (verringerte Harnbildung oder Erhöhung des Kreatininspiegels), Blut (Hämatome), Zentralnervensystem (Desorientierung oder Verwirrtheitszustände), Schleimhäute (Rötung der Augen sowie der Mund- und der Vaginalschleimhaut)

Toxisches Schocksyndrom durch den Tampon

In rund der Hälfte aller Fälle ist ein Tampon, der zu lange in der Scheide verbleibt, der Auslöser eines TSS. Die starke Saugfähigkeit nimmt das Magnesium auf und bietet den Bakterien so einen optimalen Nährboden, um Gift zu produzieren. Das wiederum wird durch die Schleimhäute besonders gut im Körper aufgenommen.

Besteht Gefahr mit der Menstruationstasse?

Auch Menstruationstassen bergen die Gefahr eines TSS, wenn sie zu lange nicht gewechselt bzw. entleert werden. Expert*innen raten hier dazu, eine möglichst kleine Größe zu wählen und diese spätestens nach 6 Stunden zu leeren. Auch hilft es, das Blut zu beobachten. Riecht dieses unangenehm, so deutet der Geruch auf eine bakterielle Zersetzung hin.

Grundsätzlich gilt hier wie auch beim Einführen von Tampons eine gute Handhygiene, d. h. gründliches Händewaschen vor dem Einführen und dem Entnehmen der Tasse sowie das regelmäßige Desinfizieren in kochendem Wasser.

Beachtet man diese Maßnahmen, dann ist die Menstruationstasse durchaus eine sehr sichere Methode.

Schocksyndrom durch Binden?

Binden sind bei der monatlichen Regelblutung tatsächlich die wirksamste Methode, um ein TSS zu verhindern. Das Blut kann hier ungehindert aus dem Körper fließen, sodass kein potenzieller Bakterienherd entsteht.

Symptome des toxischen Schocksyndroms

Erste Symptome sind oft ein plötzliches hohes Fieber, Kopfschmerzen und eine Benommenheit. Dabei schreitet die Krankheit aufgrund des schockbedingten Blutabfalls rasch voran und es kann bereits nach wenigen Tagen zu Funktionsstörungen der inneren Organe und im schlimmsten Fall einem Multiorganversagen kommen. Ein weiteres Symptom können zudem Hautveränderungen sein, die einem Sonnenbrand ähnlich sind. Nicht selten sind Amputationen die Folge eines TSS, da die Bakterien auch die Haut angreifen.

Daneben gibt es weitere Symptome, die davon abhängen, welche Bakterienart ursächlich ist:

  • Bei Staphylokokken treten oft Erbrechen, Durchfall, Verwirrung und nach wenigen Tagen Abschuppungen der Haut an Hand- und Fußsohlen auf. Das Blutbild zeichnet sich durch erhöhte CK-Werte, eine Schädigung von Leberzellen und einer Verminderung von Blutplättchen aus. Bei dieser Variante ist der Verlauf in der Regel milder, rund 97 % der Erkrankten können geheilt werden.
  • Schwerwiegender ist der Verlauf eines TSS, das durch Streptokokken verursacht ist. Rund die Hälfte der Erkrankten leidet an einem akuten Atemnotsyndrom, schweren Leberschäden und starken Schmerzen an der Infektionsstelle.

Da die Symptome nicht selten zunächst anderen Krankheiten wie beispielsweise einer Blutvergiftung ähneln, können Mediziner auf eine falsche Spur gelangen. Wer einen Arzt aufsuchst, tut gut daran, stets auch die Nutzung von Tampons und Co. zu erwähnen, wenn diese überdurchschnittlich lange im Körper verblieben sind.

Behandlung meist im Krankenhaus

Betroffene müssen stationär in ein Krankenhaus eingeliefert werden und intravenös mit einem Antibiotikum behandelt werden. Nur so lassen sich die Bakterien abtöten. Daneben werden oft weitere Maßnahmen ergriffen, die Patient*innen stabilisieren sollen. Dazu gehört die ebenfalls intravenöse Versorgung mit Flüssigkeit ebenso wie manchmal auch die Gabe von Sauerstoff. Liegt eine Schädigung der Nieren vor, wird eine Dialyse durchgeführt.

Nach der Behandlung ist auch die Nachsorge wichtig. Beteiligt sind hier die Fachärzte, die auf die betroffene Körperstelle spezialisiert sind, sowie gegebenenfalls auch Psycholog*innen. Daneben ist eine gesunde Lebensweise ebenso wichtig wie Bewegung in geringem Maße. Betroffene Hautareale müssen zunächst konsequent vor UV-Licht geschützt werden.

Mögliche Folgen – Organversagen

Vor allem eine Erkrankung durch Streptokokken ist gefährlich und lebensbedrohlich. Unbehandelt führt das TSS nicht selten zum Multiorganversagen oder sogar zum Tod. Doch auch bei einer Behandlung ist nicht sicher, dass es keine bleibenden Langzeitschäden gibt. So hat das US-Model Laura Wasser infolge einer Erkrankung an dem Syndrom erst eines, dann auch das zweite Bein verloren.

Weiterführende Links

Hier klärt eine Frauenärztin über das TSS auf:

Die folgenschweren Ursachen des TSS zeigen sich bei diesem US-Model, die durch das TSS beide Beine verloren hat:

Auch der Bayerische Rundfunk hat sich der Thematik angenommen:

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